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Verknüpfung von Theorie und Praxis im Lernfeldunterricht

  • Sven Averkamp
  • 7. März 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. März 2024

Hallo liebe Leser:innen,


das letzte Update liegt bereits einige Zeit zurück. Im letzten Blog-Beitrag berichteten wir über die Phase, in der unsere Schüler:innen ihre Geschäftsideen in einem „Höhle der Löwen“-Setting präsentieren mussten. Obwohl wir mit den Schüler:innen mittlerweile im Lernfeld 3 angekommen sind, möchten wir heute noch über den Abschluss des Lernfeldes 1 berichten. Dabei ging es insbesondere darum, die Geschäftsideen mit den grundlegenden Prinzipien der Betriebswirtschaftslehre zu untermauern - also die Verbindung zwischen der Fachtheorie des Lernfeldes 1 (gefordert gemäß IHK-Rahmenlehrplan) und der praktischen Anwendung. So mussten die Schüler:innen die Inhalte des Lernfeldes 1 – von Unternehmensleitbildern und Zielsystemen über betriebswirtschaftliche Produktionsfaktoren bis hin zu Organisationsstrukturen – in die Planung ihres Modellunternehmens einbeziehen.

 

Das Modellunternehmen wird lebendig

In unserem projektorientierten Ansatz leben die Schüler:innen die Rollen von Start-up-Gründer:innen. Die Herausforderung lag nun darin, theoretische Konzepte wie Leitbilderstellung und Zielsysteme nicht nur zu verstehen, sondern diese auch in authentische Geschäftspläne zu übersetzen. Unsere Schüler:innen entwarfen Leitbilder, die nicht nur Vision und Mission ihres Unternehmens widerspiegelten, sondern auch als Leuchttürme für ihre zukünftige Entscheidungsfindung dienten.


Bild 1: Leitbild des Unternehmens PayTape - Entwickelt durch die Schüler:innen


Für die Darstellung der BWL-Produktionsfaktoren entwickelten sie detaillierte Pläne, die aufzeigten, wie Arbeit, Kapital, Wissen und Unternehmertum in ihrem Geschäftsmodell zusammenspielen. Sie reflektierten über verschiedene Leitungssysteme (inkl. einer Netzwerkorganisation), wogen die Vor- und Nachteile ab und entschieden sich für Strukturen, die die Agilität und Innovationskraft ihrer Unternehmen unterstützen. Auch die Wahl der Rechtsform galt es zu klären. Die Schüler:innen mussten nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen verstehen, sondern auch strategisch denken: Welche Form passt zu ihrem Geschäftsmodell, zu ihren Zielen und zu ihrem Markt?


Im Rahmen dieser Projektphase galt es, die oben genannten Inhalte mithilfe aufbereiteter Informationsseiten auf unserer Lernplattform itslearning anzueignen. Zugleich standen wir als Lernbegleiter:innen stets für Fragen zur Verfügung, und die Schüler:innen hatten mithilfe eines Buchungssystems die Möglichkeit, einen festen und größeren Zeitslot bei uns zu buchen, um die Themen besprechen zu können. Anhand der aufbereiteten Informationsseiten mussten sich die Schüler:innen mit der Fachtheorie im Detail auseinandersetzen und zugleich einen Transfer auf ihr Modellunternehmen leisten. Hierbei war es also stets wichtig, in die Entscheidungsfindung zu gehen. So wurde beispielsweise ausgiebig in den Gruppen diskutiert, welche Rechtsform oder welches Leitungssystem zu ihrem Modellunternehmen passt.

 

Präsentation des Modellunternehmens bei der fiktiven Bank

Nachdem die Hürde bei der „Höhle der Löwen“ für die Geschäftsidee genommen war, galt es, das Modellunternehmen im Rahmen eines fiktiven Banktermins auch hinsichtlich einer betriebswirtschaftlichen Grundlage zu präsentieren, um weitere Mittel akquirieren zu können. Während des Banktermins mussten die Schüler:innen ihr Konzept im Detail darstellen und ihre Entscheidungen argumentativ untermauern. Sie präsentierten ihre Konzepte mit Begeisterung und fundiertem Wissen.


Oft wurden wir bereits mit der Kritik konfrontiert, dass in unserem projektorientierten Lernfeldunterricht die Fachtheorie zu kurz kommt. Die beschriebene Vorgehensweise zeigt jedoch, dass sich Fachwissen und projektorientierter Lernfeldunterricht nicht ausschließen, sondern eine starke Symbiose bilden und zeigen, wie zeitgemäße Bildung aussehen kann. Die Kritik, die uns zugetragen wird, kommt aus einer stark fachtheoretischen Perspektive. Betrachtet man jedoch die Rolle der Berufsschule gemäß Rahmenlehrplan,


Zentrales Ziel von Berufsschule ist es, die Entwicklung umfassender Handlungskompetenz zu fördern. Handlungskompetenz wird verstanden als die Bereitschaft und Befähigung des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten.
vgl. Rahmenlehrplan Büromanagement

so besteht unsere Aufgabe nicht allein darin, theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern die Schüler:innen umfassend auf die komplexe Arbeitswelt vorzubereiten. Es geht darum, sie für die Herausforderungen des Berufslebens zu rüsten und nicht nur auf Prüfungen vorzubereiten. Dazu gehört es, die Theorie geschickt in die Praxis zu integrieren und anzuwenden – und genau das tun wir.


Das Missverständnis mit der IHK-Prüfung

Dass die IHK in ihren Prüfungen noch klassisch abfragt und dabei nicht alle wichtigen, im Rahmenlehrplan genannten Kompetenzen – wie Methodenkompetenz, Personalkompetenz etc. – berücksichtigt, sondern sich vornehmlich auf die Fachkompetenz konzentriert, ist ein weitgehend bekanntes Problem. Zugleich wird dieser Umstand gerne von jenen hervorgehoben, die dem Lernfeldunterricht kritisch gegenüberstehen und eine stärkere Fachorientierung fordern. Hier sei jedoch nochmals auf die Aufgabe der Berufsschule hingewiesen (siehe oben). Dennoch ist es erforderlich, sich mit dem Prüfungsformat der IHK auseinanderzusetzen. Im Rahmen des Projekts haben die Schüler:innen sich ein fundiertes Wissen erarbeitet und dieses praktisch auf ihr Modellunternehmen angewandt. Um dieses Wissen auch im Kontext der IHK-Prüfung präsentieren zu können, wird jedes Lernfeld mit einem sogenannten Lernfeld-Check-up abgeschlossen. Im Rahmen des Lernfeld-Check-ups erhalten die Schüler:innen einen ganzen Lernfeldtag (6 Unterrichtsstunden), um sich mit Unterstützung der bisherigen Unterlagen und eines speziell für die Schüler:innen aufbereiteten Lernfeld-Skriptes (siehe Anhang) im Team mit ausgewählten Fragen aus dem Prüfungskatalog auseinanderzusetzen. Die intensive Beschäftigung mit den Prüfungsfragen führt dazu, dass die Themen aus dem Projekt noch einmal in den Gruppen diskutiert werden. Der Lernfeld-Check-up sorgt dafür, dass die Schüler:innen sich auch hinsichtlich der IHK-Prüfung sicher fühlen.



Abschluss des Lernfeldes 1 - Retrospektive

Eine Retrospektive bildet den Abschluss von Lernfeld 1. Mithilfe der Retrospektive (Starfish) reflektieren die Schüler:innen ihren Prozess im Rahmen der Projektarbeit und ziehen Schlüsse für die zukünftige gemeinsame Arbeit.


Bild 2: Retrospektive aus einer Gruppe mithilfe der Starfish Methode


Beste Grüße

André, Sophie, Dennis und Sven

 


 
 
 

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